Merkmale der Chartreux (Kartäuser)


Allgemein



Chartreux, die echten Kartäuser, werden deutlich von anderen Blaurassen unterschieden. 
Betrachtet man die Körperform in ihren Relationen, könnte die elegante Russisch Blau mit einem blauen Panther, die wesentlich "kompakter" gebaute British Blau mit einem blauen Bärchen und die Chartreux mit einem blauen Puma verglichen werden.

Kopf



Der Kopf ist breit an der Basis, gut entwickelter Schädel, nicht gewölbt, mit schmalem flachen Zwischenraum zwischen den Ohren.
Die Wangen, besonders ausgeprägt bei unkastrierten bzw. spät kastrierten Katern, geben dem Kopf eine Trapezform.

Augen



Groß und offen, nicht allzu rund, der äußere Augenrand ist leicht nach oben gezogen.
Die Augenfarbe ist lebhaft, von dunklem Gelb bis dunklem Kupfer, keine Spuren von Grün, kein wässriger,  fahler Farbton.
Die Farbe muss rein sein. Die intensivste Farbe wird bevorzugt.

Fell



Doppeltes Fell, bei dem die Haare stehen; die dichte Unterwolle lässt das Deckhaar "aufspringen" (ähnlich einem Fischotter); kurz bis mittellang.
Alle Schattierungen von Blau, hellem Graublau bis zu dunklerem Graublau. Einheitlichkeit im Farbton.

Körper



Körper: Athletisch und muskulös, vor allem der Chartreux-Kater muss im Vergleich zur Größe stets kräftig wirken. Beine: Mittellang, in Proportion zum Körper, mit kräftigen Muskeln. Schwanz: Mittellang, in Proportion zum Körper. Der Schwanz kann etwas dünner zulaufen, das Ende jedoch muss in seiner Form gerundet sein.

Anmerkungen

Beim erwachsenen Kater gut entwickelte Wangen, die bei der Katze weniger in Erscheinung treten. Zwischen Katze und Kater besteht ein erheblicher Unterschied; die Katze ist eindeutig kleiner als der Kater, hat eine schmalere Brust und nicht so ausgeprägte Wangen wie der Kater. Sie sollte jedoch robust und muskulös sein.




Wissenswertes zur Chartreux (Kartäuser)




Bereits im 8. Jahrhundert n. Chr. ist die Existenz von Katzen mit dichtem, grauem Fell nachgewiesen. Kleidungsstücke aus grauem Katzenfell im Wikingermuseum Paris zeugen vom Schicksal dieser Katzen.

Entlang der traditionellen Handelsrouten zwischen dem Nahen Osten und West- bzw. Nordeuropa zeugen synonym gebrauchte Begriffe wie Syrerkatze, Zypernkatze, Malta- bzw. Malteserkatze etc. für die Strecke, die die Vorfahren unserer heutigen grau-blauen Rassekatzen an Bord zurücklegten.

Hauptsächlich als "Nutztier" für Kürschner gehalten, als Ratten- und Mäusevertilger an Bord von Kreuzfahrer- und Handelsschiffen oder einfach als lebendes "Souvenir" verbreiteten sich die "Grau-Blauen" von Ost nach West bzw. Nord, sowie auch in umgekehrter Reiserichtung.

Noch in jüngster Vergangenheit konnten im östlichen Mittelmeergebiet, den Kykladen, Aufnahmen von wunderschönen wilden Katzen mit graublauem doppeltem Fell und goldgelben Augen von dem bekannten Naturfotographen Hans Sylvester gemacht werden (vgl. "Alle Katzen" 1993; "Cats of the Greek Islands" 1997).

Eventuell Nachfahren der auf die Zeit um 1600 entstandenen Abbildung einer Syrerkatze. Diese Abbildung beschreibt eine in Körperform und Augenfarbe unserer heutigen Chartreux sehr ähnelnde Katze. Auch die Fellstruktur der Chartreux unterstützt die Annahme, dass ihre Vorfahren aus dem Felsgebirge zwischen Türkei und Iran stammen könnten.


Im Jahre 1723 wurde die "Chat des Chartreux" namentlich in einem Wörterbuch für Pelztierhändler erwähnt. Beliebt bei Kürschnern für ihr Doppelfell aus langen und kurzen Haaren (welches als Seeotterfell verkauft wurde) und beliebt bei Metzgern aufgrund ihrer ausgeprägten Muskelmasse, teilte sie sich ihr Schicksal mit manch anderer Katzenrasse damaliger Zeit.

Der Begriff Chartreux (die deutsche Übersetzung: Kartäuser) lässt die Verbindung zu den Kartäusermönchen vermuten. Sicher lebten seit jeher viele Katzen um Klöster, die auch von Mönchen gefüttert wurden. Hinweise auf die Zucht von grauen Katzen in einem Kartäuserkloster wurden bislang aber nicht gefunden. Der Name kann sich jedoch auch von der sogenannten "Pile de Chartreux" herleiten, einer dicht gewebten hellgrauen, aus Spanien importierten Wolle, aus der unter anderem auch der Stoff für Mönchskutten entstanden ist (vgl. Sacase 1995).


Während graue Katzen schon viel früher von Kürschnern gezüchtet wurden, begann die gezielte Zucht erst in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. An der Westküste Frankreichs, u. a. auf der Belle-Ile-en-mer, wurden frei lebende Kolonien graublauer Katzen entdeckt, die die Grundlage der Chartreux-Zucht bildeten. Eine der schönsten Chartreux stammt aus der damaligen Zeit:
Die elegante "Mignonne de Guerveur", die zur schönsten Katze der Ausstellung des Pariser Cat-Club im Jahr 1933 gekürt wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg waren die Grundlagen der Zuchtbemühungen um die Chartreux (und auch vieler anderer Rassen) weitgehend zerstört. Nur noch wenige Zuchttiere waren übrig. So blieb vielen Züchtern nichts anderes übrig, als auch auf die damaligen British Blue (die wiederum Perser eingekreuzt hatten) und auch vereinzelt auf die Russisch Blau (deren nordeuropäische und amerikanische Linien z. T. bereits mit Siamesen gekreuzt worden waren) zurückzugreifen. Verfolgt man weit genug die Stammbäume unserer heutigen Chartreux zurück, findet man u. a. die Kürzel RUS, BRI, PER. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass diese eingekreuzten Rassen sich damals z. T. wesentlich von ihrem heutigen Erscheinungsbild unterschieden.

Als sich zunehmend Hybriden zwischen Chartreux und British Blue durchsetzten, wurde in den Jahren 1970 bis 1977 sogar ein gemeinsamer FIFE-Standard für diese beiden Rassen festgesetzt, der nach Protesten französischer Chartreux-Züchter jedoch wieder aufgehoben wurde.
Leider werden bis heute aber von manchen Nicht-FIFE-Züchtern dem unkundigen Katzenliebhaber British Blue als Kartäuser angeboten!

Inzwischen wird die Chartreux von einer wachsenden Zahl von Züchtern (auch in Deutschland) als die einzig echte Kartäuser in ihrem Bestand gesichert. Die Chartreux als eine der ältesten Katzenrassen der Welt hat bis heute die Jahrhunderte überlebt: mittelalterliche Kreuzzüge, die beiden Weltkriege, und manch Machtspiel in den Zuchtverbänden ...! Ihre ursprüngliche Natürlichkeit und Eigenständigkeit sicherte der Chartreux bis heute das Überleben.
A.N.


QUELLENVERZEICHNIS

Sacase, Christiane (1995). Le Chartreux
Silvester, Hans W. (1993). Alle Katzen
Silvester, Hans W. (1997). Cats of the greek islands
Simonnet, Jean (1989). Le Chat des Chartreux
Foto von oben aus: Simonnet, Jean (1989). Le Chat des Chartreux, Seite 3






Was kostet eine Chartreux?
Ein Beitrag von Elisabeth Roth aus dem Jahr 2005

Wer noch nie eine Rassekatze erworben hat, macht sich über die Begleitumstände ihrer Zucht und über ihren Anschaffungspreis meist keine konkreten Vorstellungen. Selbst der echte Katzenfreund hat, wie man auf Nachfrage erfahren kann, eher diffus-romantische Vorstellungen.

Ganz anders ist das mit dem Gebaren selbst ernannter "Tierschützer", die mit "Zucht" Käfighaltung und künstliche Befruchtung assoziieren. Sie unterstellen dem Hobbyzüchter, ohne Kommerz und Tierleid sei Zucht doch gar nicht möglich. Besonders zynisch ist nur, dass genau sie meist auf jene gute Tat verzichten, die man von ihnen erwarten würde. Statt sich eine Katze aus dem Tierheim zu holen, sind viele klammheimlich unterwegs nach einer Rassekatze zum Schnäppchenpreis.
Egal, ob sich nun der wohlmeinende Katzenliebhaber oder der vermeintliche Tierschützer nach dem Preis einer Chartreux erkundigt – verwundert, um nicht zu sagen - entsetzt, sind beide, wenn sie Zahlen hören. Vielfach wird dem Züchter kommerzielles Interesse unterstellt.

Von etwaigen Katzenvermehrern und Massenzüchtern distanziere ich mich ausdrücklich. Mein Ziel es ist, dem Tier zu dienen und nicht mir selbst. Meine Chartreux dürfen in liebevoller individueller und kompetenter Pflege groß werden. Sie haben außerdem das Glück, dass ihre Adoptiv-Eltern sehr sorgsam ausgesucht werden.

Entgegen anders lautenden Unterstellungen, ist Katzenzucht ein teures Hobby. Bevor eine junge Chartreux ihre neuen Adoptiv-Eltern findet, verursacht sie dem Züchter enorme Unkosten, umso mehr, je seriöser ihre Herkunft ist.

Beim ersten Wurf eines eigenen Katzenpaares belaufen sich also die Unkosten im pannenfreien Idealfall auf 2930.- bis 4590.- €, Ausstellungen und bauliche Veränderungen nicht eingerechnet. Im Falle eines Wurfes aus vier Katzen sind das ca. 732.- bis 1147.- € pro Jungtier. Die folgenden Würfe verbilligen sich auf ca. 1880.- bis 2500.- €, das sind 470.- bis 625.- € pro Jungtier, weil der Preis für die Anschaffung der Elterntiere wegfällt, ebenso Zwingerschutzgebühr, Literatur, Zubehör und Spielsachen. Letzteres gilt nur aber nur für die ersten Würfe nach dem allerersten, weil nach wenigen Jahren Katzenmöbel, Zubehör, Spielsachen wieder erneuert werden müssen.

Auch wer keinen eigenen Kater besitzt, leistet erhebliche Vorkasse, weil bei jedem Wurf die Decktaxe von mindestens 350.- bis 700.- € fällig ist, unabhängig von der Wurfgröße. Er spart sich zwar die Anschaffung und Unterhalt des Deckkaters und eventuelle Umbauten zu Hause; dennoch bedeutet dies, dass sich der Preis für die Jungen der späteren Würfe jedes Mal pro Jungtier um 87.- bis 175.- € erhöht. Wenn man die Fahrt zum Kater mit Übernachtung einrechnet, so schlagen noch einmal 100.- bis 300.- € pro Wurf zu Buche. Sollte die Katze jedoch beim ersten Mal ungedeckt bleiben, so vervielfachen sich möglicherweise die Fahrtkosten.

Die auf den ersten Blick günstigere Preisrelation zwischen Aufwand und Verkauf der späteren Würfe bedeutet allerdings keinen "Gewinn". Mit dieser Differenz muss der fällige Unterhalt und die ärztliche Versorgung für die anderen, nicht trächtigen, oder nicht mehr fortpflanzungsfähigen altgedienten Katzen der Cattery bestritten werden.
Nirgendwo eingerechnet sind im Übrigen die Aufwendungen für Cat-Sitter, zusätzliche Müll-Entsorgung, die intensivere Wohnungsreinigung während der Aufzucht, so wie die vielen Besuche der Kaufinteressenten und damit verbundenen Info-Stunden.

Der immer wieder strapazierte Vorwurf, die Katzenzüchter sollten den Aufwand ihres sehr teuren Hobbys nicht den Käufern anlasten, sondern selbst tragen - sie hätten doch ihren Spaß daran - ist oberflächlich und dumm. Hobbys gibt es zu Tausenden. Fast alle befriedigen rein egoistische Neigungen. Wer jedoch mit einem solchen "Hobby" den schöpferischen Auftrag erfüllt und zur Artenvielfalt beiträgt, der handelt nicht ausschließlich aus Eigennutz – denn er hilft der lebendigen Kreatur in diese Welt zu kommen. Für diese Geschöpfe trägt er Verantwortung – und die hat er - wenigstens anteilig - an die neuen Paten seiner Tiere weiterzugeben. Mit Geld ist die damit verbundene ethische Verpflichtung nicht aufzuwiegen. Prosaisch gesagt, erhält zwar der Käufer einen greifbaren Gegenwert für sein Geld, aber von viel größerer Bedeutung ist, dass er ein liebevoll aufgezogenes lebendiges Wesen ausgehändigt bekommt, welches unsere Liebe verdient, weil es für die nächsten 15 bis 20 Jahre unser Freund sein möchte.

Mit Gewinn arbeiten ausschließlich die kommerziell orientierten Züchter, die Katzen billiger Herkunft importieren und mit Aufschlag zu deutschen Preisen weiter verhökern. Ähnlich ertragreich wirtschaften Tiervermehrer, die keinem Verein angehören, weil sie die Katzen in Mengen produzieren und die Muttertiere – ohne Impfnachweis an den Vereins-Statuten vorbei 2 bis 3-mal im Jahr belegen lassen. Wenn sie darüber hinaus die Kitten im Keller/Garage vegetieren lassen, auf deren Impfungen und im Krankheitsfall auf die Behandlung durch den Tierarzt verzichten, wenn sie an der Qualität des Futters und der Streu sparen, Ausstattung und Zuwendung vermeiden und die Kitten 1 Monat zu früh, mit 8 Wochen abgeben, können sie mit dem Leid der geschundenen Kreatur sogar mit Schnäppchenpreisen zu etwas Geld kommen. Es ist darum für den Käufer äußerste Vorsicht geboten, wenn Katzen-Anbieter "keinen Verein brauchen" und ihre Chartreux "ohne Papiere abgeben". In jedem Fall sind eingehende Rückfragen angebracht.

Der ideelle, aber trotzdem Unkosten verursachende Aspekt der Katzenzucht musste in dieser Preis-Aufstellung unerwähnt bleiben, da z.B. Verzicht auf Urlaub, Verschiebung der Ferien, auch die Einschränkung der gewohnten Lebensführung und Freizeitgestaltung während der Kittenaufzucht nur schwer in Geld zu fassen ist – ebenso wie die Mühen und Kosten, die dem Züchter entstehen, wenn der Wurf klein ist oder wenn er sich gezwungen sieht, die Jungen zweistündlich mit der Flasche zu füttern.

Würden in den Preis für ein Jungtier alle Pannen, die es reichlich gibt, auch noch alle Unglücksfälle, zusätzliche Arztbesuche und Medikamente eingerechnet werden – und würde auch nur eine Stunde der Pflege mit einem einzigen Euro beziffert werden - dann wäre kein Katzenbaby bezahlbar.

Fazit:
Keine unserer verkäuflichen Chartreux hat einen Kosten deckenden Preis. Dafür bekommt sie unsere ganze Liebe und unseren Idealismus als wertvolles, aber unbezahlbares Paten-Geschenk mit auf den Weg.

Quelle: Elisabeth Roth, März 2005